Für die SPD-Fraktion im Deißlinger Gemeinderat ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum eines der Hauptanliegen. Sie thematisiert im Gespräch aber auch das Thema Bürgerbeteiligung.

Wie ist aus Ihrer Sicht die letzte Legislaturperiode im Gemeinderat gelaufen? Was war gut? Was ist nicht so gut gelaufen?
Zunächst ist die laufende Legislaturperiode von einer Häufung an Krisen gekennzeichnet, die man so sicherlich schon lange nicht mehr bei uns erlebt hat: Corona-Pandemie, dann der Angriff auf die Ukraine, in deren „Windschatten“ wir mit der Energiekrise und einer deutlich gesteigerten Inflation zu kämpfen hatten. Die solide Finanzpolitik, die unsere Gemeinde seit Jahren und vielleicht Jahrzehnten verfolgt und die der Verwaltung und vielen vergangenen Gemeinderatsgremien zu verdanken ist, half uns, trotz der Herausforderungen an vielen Vorhaben festzuhalten.

Die neue Ortsmitte wurde weiter erschlossen und mit dem Bürgerbüro ein Quantensprung in Sachen Bürgernähe in der Verwaltung erreicht. In Sachen Klimaschutz konnten wir ebenfalls einige Verbesserungen erreichen: Das Biotopvernetzungskonzept und die erst kürzlich beschlossene teilweise Renaturierung des Neckars sind konkrete Projekte. An der einen oder anderen Stelle muss man jedoch auch zugeben, dass Dinge, die man sich vornimmt, nicht immer so laufen wie geplant. So wurde auch auf die Initiative unserer Fraktion hin das Nah-wärmekonzept in Lauffen wiederaufgenommen, dann jedoch durch Krise und auch den ausgewählten Partner bedingt leider wieder gestoppt.

Was soll besser gemacht werden im nächsten Gemeinderat?
in zentrales Element ist Information und Bürgerbeteiligung. Nicht zuletzt in der vom SPD- Ortsverein durchgeführten Bürgerbefragung Ende 2020 kam heraus, dass sich die Bürger bei Themen wie den Klimaschutzmaßnahmen der Gemeinde nicht ausreichend informiert fühlen. Die Verwaltung hat mit den Bürgerinformationsveranstaltungen zum Ochsen oder dem interkommunalen Gewerbegebiet einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. So früh wie es eben sinnvollerweise möglich ist, sollten die Bürger in Themen einbezogen und darüber informiert werden – diese Aufgabe kommt auch insbesondere jeder Gemeinderätin und jedem Gemeinderat sowie den Fraktionen zu, die ihrerseits mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit viel dazu beitragen können.

Ist die Kandidatensuche schon angelaufen, und wie gestaltet sich diese?
Wir haben schon vor einiger Zeit begonnen, Frauen und Männer hinsichtlich einer möglichen Kandidatur bei den nächsten Kommunalwahlen anzusprechen. Natürlich, und das ist nicht nur ein Phänomen in Deißlingen, wird es für alle zunehmend schwieriger, Menschen zu finden, die dieses Ehrenamt bekleiden möchten. Beruf, Familie und auch nicht selten andere ehrenamtliche Tätigkeiten verlangen einem bereits viel ab. Auf der anderen Seite reagieren viele der Angesprochenen ausgesprochen positiv auf die Nachfrage. Das lässt erkennen, dass das Interesse an dem, was in unserer Gemeinde geschieht, durchaus vorhanden ist und die Arbeit im Gemeinderat auch oft geschätzt wird. Auch wenn es nicht einfach ist, sind wir zuversichtlich, wieder eine tolle Liste für die Wahlen 2024 aufstellen zu können.

Wie gelingt es, Frauen für die Kandidatur zu gewinnen?
Was die Schwierigkeiten bei der Kandidatensuche insgesamt angeht, so trifft dies für die Bereitschaft an einer Kandidatur von Frauen, wohl noch stärker zu. Obwohl solche Gremien glücklicherweise schon lange keine reine Männerdomäne mehr sind und wir als SPD schon traditionell eine paritätische Verteilung anstreben, so finden sich trotzdem verhältnismäßig weniger Frauen für diese Aufgabe.
Die Gründe hierzu sind unserer Ansicht nach vielschichtig, gerade aber die Vereinbarkeit mit der Familie stellt Frauen leider meist immer noch vor größere Herausforderungen als Männer. Auf unsere Initiative hin wurde in dieser Legislaturperiode ein finanzieller Aufwendungsersatz für die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen geschaffen, sowie eine kleine pauschale Entschädigung für die vorbereitenden Tätigkeiten außerhalb der Sitzungen (für die es ebenfalls eine finanzielle Entschädigung gibt) eingeführt.

Werden die jetzigen Gemeinderäte wieder zur Wahl stehen?
Wir haben in dieser Legislaturperiode aus unserer Sicht eine Gruppe aus sechs Fraktionsmitgliedern, die gut harmoniert und mit der wir gemeinsam so manches Projekt vorantreiben konnten. Vier Mitglieder unserer aktuellen Fraktion haben sich entschieden, wieder zu kandidieren, Torsten Stumpf und Gerhard Stern lassen sich nicht mehr zur Wahl stellen. Es werden zudem einige neue Gesichter auf unserer Liste zu finden sein.

Was wäre aus der Sicht der Fraktion noch wichtig, erwähnt zu werden?
Wir freuen uns, dass wir in der laufenden Legislaturperiode einen großen Teil unseres Wahlprogramms anstoßen oder umsetzen konnten – sei es in Form eigener Anträge und Initiativen, sei es in dem wir Vorhaben mit unseren Stimmen im Gemeinderat unterstützt haben. Bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, einem Hauptanliegen der SPD, sind wir mit den Projekten in der Pfarrgasse in Deißlingen und im Neubaugebiet Kirchäcker II in Lauffen ein gutes Stück vorangekommen. Mit dem weiteren Vorankommen was die Planungen der neuen Ortsmitte betrifft, hat sich das Gremium ausführlich während einer Klausur beschäftigt, die auf Initiative unserer Fraktion von der Verwaltung organisiert worden war. Als einen Beitrag für die Energiewende haben wir einen Antrag gestellt, die bestehende Förderung für den Tausch von Heizungspumpen auf die Installation von Balkonkraftwerken (Mini-PV-Anlagen) zu erweitern. Erfolgreich war ebenfalls unser Antrag, einen Kriterienkatalog für die Ansiedlung von Flächengebundenen PV-Anlagen zu erarbeiten. Ebenso setzen wir uns für moderate Gebühren bei der Kinderbetreuung ein.